Nach meinem letzten Termin bei meiner Frauenärztin war nun also klar, es muss ein Spermiogramm her.
Zum Glück war mein Mann von Anfang an offen für diese Untersuchung und der Zufall brachte uns, auch schon nach ein paar Tagen, eine Empfehlung für einen Andrologen. So wurde also schnell ein Termin gemacht und ein paar Tage später trudelte dann ein ellenlanger Anamnese-Bogen bei uns zu Hause ein, der allerlei intime Fragen enthielt.

Hier kannst Du dir die Podcastfolge anhören:

Der Anamnese-Bogen und die Untersuchung

Selbstverständlich soll man darlegen, wie häufig man Sex hat, das war für mich auch noch verständlich. Die Frage nach der Häufigkeit sexueller Phantasien, hat mich aber doch etwas überrascht?!? Aber gut, sicherlich sollen damit Rückschlüsse auf den Hormonstatus des Patienten getroffen werden…aber wenn ich ehrlich bin, finde ich da eine Blutuntersuchung doch vernünftiger.
Wir wurden darüber aufgeklärt, dass wir etwa 3-5 Tage vor unserem Termin in der Praxis keinen Sex mehr haben dürfen (Karenzzeit) und dann neben einer normalen Untersuchung auch die Abgabe des Ejakulats stattfindet. Bei der Untersuchung wurde die Größe der Hoden und auch die Venen um die Hoden in Augenschein genommen. Diese allgemeine Untersuchung ist notwendig um z.B. eine Varikozele (vergrößerte Vene im Bereich der Hoden) auszuschließen.
Der Arzt war soweit nett und bis auf ziemlich unfreundliche Sprechstundenhilfen, gab es nichts zu meckern. Dann dauerte es allerdings ganz schön lange, bis wir ein Ergebnis bekamen. Da die Ejakulatuntersuchung sofort am noch lebendigen Sperma durchgeführt werden muss, bin ich nicht davon ausgegangen, dass man 3 Wochen auf sein Ergebnis warten muss. Generell muss man leider sagen, dass alle Untersuchungen, Termine und Diagnosen im Bereich des Kinderwunsches immer sehr viel länger dauern als man denkt. Besonders am Anfang einer Behandlung, hatten wir das so gar nicht auf dem Schirm.

Das verwirrende Ergebnis des 1. Spermiogramms

Nach drei Wochen kam dann also das Ergebnis… mein Mann gab mir den Brief und meinte: „Alles soweit in Ordnung bei mir, jetzt müssen wir mal schauen, was bei dir nicht stimmt.“ Zuerst hab ich mich natürlich darüber gefreut, dass es zumindest bei meinem Mann keine Probleme gibt. Dann hab ich mir aber das Anschreiben des Spermiogramms durchgelesen und da kamen mir schon leichte Zweifel. Aber sieh selbst:

Sehr geehrter Herr Jozefak,
anbei finden sie das Ergebnis der Ejakulatuntersuchung, das im Wesentlichen den Vorbefund aus dem Jahr 2005 bestätigt (das Spermiogramm von 2005 war überdurchschnittlich gut). Allerdings findet sich eine leichte Einschränkung bei dem Anteil normal geformter Samenfäden. Dies sollte man grundsätzlich nach 4-6 Wochen noch einmal kontrollieren lassen, um die Schwankungsbreite der Samenbefunde zu erfassen.
Darüber hinaus führen die Agglutinationen (Verklumpungen) im Schwanzbereich der Spermien evtl. zu einer Beeinträchtigung der Schwangerschaftschancen, wobei man allerdings bedenken muss, dass die Dauer des unerfüllten Kinderwunsches noch nicht besonders lang ist. Ich würde hier zunächst auch noch weitere Maßnahmen auf weiblicher Seite im Vordergrund sehen und ansonsten zunächst das Ergebnis der Kontrolluntersuchung abwarten.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Sowieso (dies ist natürlich nicht der richtige Name)

Bis auf den ersten Satz hört sich das Ganze nicht besonders gut an…zumindest ging es mir damals so. Mein Mann hatte anscheinend nur den ersten Satz gelesen und war zufrieden.
Neben dem Anschreiben gab es auch noch einen Bogen mit der genauen Aufstellung der einzelnen Spermiogramm-Parameter.
Als ich mir dann die einzelnen Werte des Spermiogramms ansah und die einzelnen Parameter Stück für Stück gegoogelt hatte (vorher verstand ich erstmal nur Bahnhof), saß ich weinend bei uns im Bett. Denn es war alles andere als gut! Es dauerte eine Weile, bis ich bis zum Ende des Laborbogens kam und da stand es dann, unter Beurteilung: Teratozoospermie, immunologische Störung.
Damit war dann (für mich) auch klar, dass das Anschreiben nicht annähernd auf die tatsächliche Problematik hinwies. Die Situation war verzwickt und da sich Anschreiben und die eigentliche Beurteilung widersprachen, kam es natürlich zu einigen Diskussionen zwischen meinem Mann und mir.
Denn mein Mann wollte sich grundsätzlich nicht weiter mit der Thematik beschäftigen und ging nun davon aus, dass bis auf die Notwendigkeit eines zweiten Spermiogramms soweit alles in Ordnung ist. Ich war hingegen davon überzeugt, dass mit dem Spermiogramm-Ergebnis eine Schwangerschaft auf normalem Weg, so wahrscheinlich war, wie ein Lottogewinn. Natürlich führte mein Mann ins Feld, dass ich nun auch kein Arzt wäre und der Spezialist es wirklich besser wissen sollte.

…und das zweite Ergebnis brachte auch keine Besserung

Wie im Arztbrief empfohlen haben wir dann nach weiteren 6 Wochen ein neues Spermiogramm anfertigen lassen.
Diesmal dauerte es sogar 4 Wochen bis wir die Auswertung bekamen, da das Ergebnis zwischendurch wohl irgendwie verschwunden war. Ich war schon seit dem ersten Spermiogramm nicht mehr von dem Arzt und der Praxis überzeugt. Die lange Wartezeit und die lapidare Auskunft, dass sie das Spermiogramm gerade irgendwie nicht finden können, überzeugte dann auch meinen Mann davon, dass diese Praxis nicht wirklich zuverlässig arbeitet. Hier also der zweite Befund:

Sehr geehrter Herr Jozefak,
die Untersuchung des Ejakulats hat eine normale Spermienkonzentration gezeigt. Der Anteil normal geformter Samenfäden ist unauffällig. Im Gegensatz zur Voruntersuchung findet sich allerdings eine Einschränkung bei der Vorwärtsbeweglichkeit der Spermien.
Ein leichter Zinkmangel könnte durch eine Nahrungsergänzung mit diesem Spurenelement ausgeglichen werden.
Ansonsten glaube ich allerdings, dass der Schwerpunkt weiterer Maßnahmen zunächst auf weiblicher Seite liegen muss, da mit den vorliegenden Befunden grundsätzlich eine Schwangerschaft möglich erscheint.
Dies ist auch im Lichte der relativ kurzen Dauer des unerfüllten Kinderwunsches zu sehen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Sowieso

Die Beurteilung auf der detaillierten Auswertung des Spermiogramms war dann Astenozoospermie. Da ich in der Zwischenzeit alles gelesen hatte, was ich zur Spermiendiagnostik finden konnte, war mir an diesem Punkt klar, dass es für uns ohne eine künstliche Befruchtung keine Möglichkeit auf unser Wunschkind geben würde.
Mein Mann hatte aber immer noch die Hoffnung, es gäbe auch ohne ärztliche Hilfe eine Chance auf unser Wunschkind. Dies war sicher auch in einem großen Maße der Diagnose des Andrologen zu verdanken, da dieser nach wie vor der Meinung war, dass es auch so klappen könnte und man doch lieber weiter bei mir nach einer Ursache suchen sollte.

Zum ersten Mal am Ende

Ich muss zugeben, an diesem Punkt war ich ziemlich am Ende meiner Kräfte. Die letzten Monate hatte ich damit zugebracht alle möglichen Einzelheiten über die Spermiogenese (Entstehung der Spermien) zu recherchieren und natürlich habe ich auch versucht herauszubekommen, was man denn nun gegen so ein schlechtes Spermiogramm unternehmen könnte. Mein Mann war von all meinen Rechercheaktivitäten mehr als genervt. Die Diskussionen und Auseinandersetzungen taten ihr Übriges und zu dieser Zeit hätte uns wohl auch das beste Spermiogramm nicht geholfen, denn an Sex war sowieso nicht zu denken.
Wir waren an einem Tiefpunkt in unserer Partnerschaft angelangt und ich spürte eines Tages, dass es so nicht weiter gehen kann.
Obwohl unser Kinderwunsch erst etwas mehr als ein Jahr bestand, war klar, dass wir eine Pause brauchten. Ich war zu diesem Zeitpunkt 34 Jahre alt und dachte, ich hätte noch eine ganze Menge Zeit. Die letzten Monate hatten mir gezeigt, dass es mit einer gemeinsamen Familie vielleicht gar nicht klappt, wenn wir zusammen nicht wieder auf einen positiven Pfad finden.[/vc_column_text][vc_separator color="pink"][vc_column_text]Du willst Dir selbst eine Meinung zu eurem Spermiogramm machen? Dann schau hier in meinen Info-Bereich zum Thema Spermiogramm!

Das Spermiogramm

About the Author Katharina Jozefak

Diplompädagogin und

Kinderwunsch-Expertin 

Über meinen Weg zum Wunschkind habe ich 2019 das Buch "Der Weg zum Wunder - Wissen, das ich gerne früher gehabt hätte" veröffentlicht.

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