„Wenn Du es eilig hast gehe langsam, Wenn Du es noch eiliger hast, mache einen Umweg“

Japanisches Sprichwort

Nach der total verpatzten 3. ICSI mache ich endlich einen Schnitt und sehe ein, dass ich eine Pause brauche und ich nehme mir eine Sache vor: 

Keine Eile mehr! Die hat mich nirgendwo hingebracht. Es kann jetzt auch nicht auf ein paar Monate ankommen, sondern es kommt darauf an jetzt die Gründe für unser Problem zu finden. Aber als allererstes beschließe ich, dass ich ein paar Monate brauche um einfach einmal abzuschalten. Etwa 12 Monate ist es her, dass ich meine erste Fehlgeburt hatte und genau wie vor einem Jahr beschließe ich, dass ich für den Rest des Jahres erstmal Abstand vom Thema Kinderwunsch nehmen muss. 

Ich beschließe, dass es für mich in den nächsten Monaten keine Recherchen, keine Foren und auch sonst so wenig das Thema Kinderwunsch geben wird, wie es möglich ist, wenn man sich so sehr ein Kind wünscht. Aber ich weiß, dass es unglaublich wichtig ist, dass ich nun erstmal meinen Optimismus wiederfinde. Ein wichtiger Faktor war für mich dabei, dass ich nun so viel wie möglich anders machen wollte. Mein bisheriges Vorgehen hat nicht geholfen und vielleicht muss ich es einfach ganz anders angehen, damit wir endlich den Weg zu unserem kleinen Wunder finden. 

Hier kannst Du dir die Podcastfolge anhören:

Zeit für uns

Wir lassen also endlich einmal los. Fahren in den Urlaub und tun etwas für unsere Beziehung. Die hat unter den letzten Jahren des Kinderwunsches sehr gelitten und wir müssen nun schauen, dass wir uns durch den Kinderwunsch nicht auch noch total voneinander entfremden. Auch wenn man sich noch so sehr bemüht, die ständigen Rückschläge, die Trauer und die Verzweiflung hinterlassen auf beiden Seiten Spuren und es ist schwer sich wieder zusammenzuraffen und auf die guten Dinge im Leben zu schauen. Trotzdem versuchen wir auch dieses Weihnachtsfest nach unseren Möglichkeiten zu genießen und nicht daran zu denken, dass wir uns zumindest für dieses Jahr einen immer runder werdenden Bauch gewünscht hatten. 

Neues Jahr, neues Glück?

Und dann kommt der Start ins neue Jahr, noch mehr als sonst ist es für mich ein Neustart. Auch wenn die Angst sofort wieder präsent ist, mache ich im Januar die ersten Termine, um irgendwann im Frühjahr in die 4.ICSI zu starten. 

Als erstes entscheide ich mich dazu, diesmal auf die Unterstützung einer alternativen Therapie zu setzen. Wie so oft ist es einfach ein Zufall, den ich aber als „Wink des Schicksals“ empfunden habe: 

Ich hatte schon vor etwa einem Jahr darüber nachgedacht, eine begleitende Therapie mit traditionell chinesischer Medizin (TCM) zu beginnen. Aber irgendwie ist es dann doch nie dazu gekommen, ich hatte mir zwar in Hamburg einen Heilpraktiker mit dem Schwerpunkt Kinderwunsch und TCM herausgesucht, habe dann aber doch nie einen Termin gemacht. Zufällig stolpere ich nun über den gleiche Namen auf einem Praxisschild an meinem neuen Wohnort - was für ein Zufall. Hinterher sehe ich auf der Homepage, dass eben dieser hamburger Heilpraktiker nun jeweils einen Tag die Woche von zu Hause aus praktiziert und wir nun fast um die Ecke wohnen. Genau dieser Zufall gibt den Ausschlag, dass ich nun endlich einen Termin für das Erstgespräch mache.

Traditionelle Chinesische Medizin - Das Erstgespräch

Das Erstgespräch findet nur eine Woche später statt und ist, wie bei alternativen Ansätzen üblich, ganz schön lang und sehr ausführlich. Neben meiner eigentlichen „Krankengeschichte“ geht es auch um Themen, die bisher nie eine Rolle gespielt haben, z.B. Wie meine Regelblutung ist? Ob ich besondere Schmerzen habe? Und wie das Menstruationsblut aussieht?

Zugegeben, dass sind nicht wirklich Themen, die man sehr gerne in einem ersten Beratungsgespräch mit einem Mann thematisiert. Trotzdem finde ich den ganzheitlichen Ansatz gut. Als ich dann als Hausaufgabe bekomme, dass ich nun immer Fotos von meinen benutzten Tampons machen soll, ist dies zwar gruselig, aber in dieser Situation ist mir schon alles egal und wenn es hilft, dann wird das eben gemacht.

Weitere Schritte der Anamnese sind eine Zungen- und eine Pulsdiagnostik. Anschließend bekomme ich eine Liste mit Lebensmitteln, die ich zukünftig häufiger essen oder meiden soll. Weitere klare Hinweise sind, dass ich keine kalten Getränke und Speisen zu mir nehmen soll. Ich bekomme verschiedene Kräutermischungen, die ich jeweils mehrfach am Tag in Wasser auflösen und dann trinken soll. Abschließend habe ich jede Woche einen Termin zur Akupunktur und zur Osteopathie. 

Die TCM-Diagnose

Als Diagnose bekomme ich, dass die Energie in meiner Milz und meinen Nieren „stagniert“, also nicht frei fliessen kann. Darauf weisen z.B. meine starken Menstruationsschmerzen und meine, nach seiner Einschätzung, nur relativ schwache Menstruationsblutung, hin. Die Tampons sollen Aufschluss darüber geben, ob sich die Situation verbessert, denn bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass die Koagel (Stücke aus geronnenem Menstruationsblut) ganz normal sind. Erst bei diesem Gespräch erfahre ich, dass Stücke im Menstruationsblut eigentlich nichts zu suchen haben. Die Kräuter und die Akupunktur sollen dabei helfen, dass die Durchblutung im gesamten Beckenraum deutlich zunimmt. Das würde dann auch die Einnistung eines Embryos unterstützen. 

Ausserdem habe ich wohl eine „kalte Gebärmutter“ weshalb ich darauf achten soll, keine kalten Lebensmittel zu mir zu nehmen und ich generell dafür sorgen soll, dass ich meinen Bauchraum möglichst von Innen wärme. Hier empfiehlt er mir warme Suppen und Brühen und auch die osteopathische Behandlung greift diesen Aspekt auf.

Am Ende des Gesprächs erklärt mir mein neuer Heilpraktiker, das ich ein „klassischer Fall“ bin und er sehr zuversichtlich ist, dass eine Therapie Wirkung zeigen wird. 

Als ich die Praxis nach dem ersten Gespräch verlasse, fühle ich mich seit langer Zeit wieder zuversichtlich. Ich erkenne, dass ich noch lange nicht auf alle Dinge geachtet habe, die vielleicht wichtig sein könnten. Nun bin ich wirklich gespannt, ob ich einen Effekt merken werde, ob die Akupunktur und die Kräutermischungen einen Unterschied machen. So oder so, gibt mir dieses Gespräch wieder neue Hoffnung.

About the Author Katharina Jozefak

Diplompädagogin und

Kinderwunsch-Expertin 

Über meinen Weg zum Wunschkind habe ich 2019 das Buch "Der Weg zum Wunder - Wissen, das ich gerne früher gehabt hätte" veröffentlicht.

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