Meine erste ICSI - Warteschleife

Meine erste ICSI Warteschleife und die Frage, testen ja oder nein??

Es ist ein komisches Gefühl, zum ersten Mal bin ich zumindest „ein bisschen schwanger“. Auf dem Weg nach Hause leg ich meine Hand auf den Bauch und hoffe einfach nur so sehr, dass eines dieser zwei winzigen kleinen Lebewesen doch bei uns bleiben soll…gerne auch Beide.

Im Grunde fängt im Moment wo man den Raum des Transfers verlässt der Widerstreit zwischen Hoffen und Bangen an. Leider war die Qualität unserer Embryonen nicht besonders gut (beide waren nicht ideal zeitgerecht entwickelt) und damit fällt es natürlich noch schwerer richtig optimistisch zu sein. Andererseits steht man ganz am Anfang der Behandlung und ist noch nicht so kritisch…

Hier kannst Du dir die Podcastfolge anhören:

So ergibt sich ein Gemenge aus so unterschiedlichen Emotionen, es ist ein ständiges Hin und Her…ein ständiges Auf- und Ab.
Man sagt sich entweder: „Das hat auf gar keinen Fall geklappt…da ist ja nun so viel schief gegangen…und überhaupt sahen die Embryonen nicht so aus, wie sie sollten….“

Und sofort flüstert dann die leise aber alles durchdringende Stimme der Hoffnung:
„Aber vielleicht doch…..vielleicht,…. vielleicht haben wir ja doch Glück…“

Ich war damals Lehrerin an einer Stadtteilschule in Hamburg und, auch wenn das öffentliche Bild vom Lehrer ein anderes ist… das ist ein verdammt stressiger Job.
Daher hab ich mich nach dem Transfer krankschreiben lassen. Neben dem Umstand, dass ich für die beiden Kleinen die besten Startchancen haben wollte, kam auch noch die Überstimulation hinzu, die mir nach wie vor zu schaffen machte.
Mich in dieser Situation mit 30 pubertierenden Jugendlichen zwischen 14 und 16 auseinanderzusetzen kam für mich nicht in Frage und von meiner Kiwu bekam ich auch ohne Probleme eine Krankschreibung für eine Woche.

Allerdings hatte ich mit meinem stellvertretenden Schulleiter die Situation vorher auch schon besprochen. Da man als Lehrer gar nicht die Möglichkeit hat, sich zur Punktion einen Urlaubstag zu nehmen, oder die Arbeitszeit an die Termine in der Kiwu anzupassen, habe ich von Anfang an die Wahrheit gesagt.
Natürlich fällt das nicht leicht, für mich war es aber die einzige Möglichkeit meinen Stundenplan und die Termine in der Klinik unter einen Hut zu bekommen.

Nun aber zurück zur Warteschleife…und da kann ich nur sagen:
Wenn man keinen wirklich stressigen Job hat, und nicht mit einer Überstimulation kämpft, würde ich eher empfehlen auch während der 14-Tage-Warteschleife zur Arbeit zu gehen.
Denn diese Zeit raubt einem wirklich den letzten Nerv…und hat man dann auch noch viel Zeit, wird das Ganze nicht besser.

Die meiste Zeit habe ich damit verbracht unterschiedliche Verhaltensweisen und Empfehlungen im Internet zu recherchieren.

Soll man nun möglichst viel Liegen?
Oder sollte man sich ganz normal bewegen wie sonst auch?
Wäre Fahrradfahren ein Problem..oder doch nicht?
Ist dieses Zicken in der Leistengegend ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?

und mindestens 100 weitere Fragen in diesem Stil stellt man sich…und doch ist man ja eigentlich komplett planlos.

Ein weiteres Problem, was diese Phase nicht leichter macht, ist das Progesteron, dass man nach dem Transfer zusätzlich einnimmt und was einem wirklich jedes erdenkliche Schwangerschaftenzeichen vorgaukelt.

Die ersten Tage nach dem Transfer sind noch ganz gut zu ertragen, man versucht sich eben nach allen Regeln der Kunst abzulenken und da man sowieso noch nicht viel spüren könnte, da die Embryonen sich ja höchstens gerade einmal einnisten, braucht man auch noch nicht so sehr auf Anzeichen einer Schwangerschaft zu achten.

Doch dann so nach 3 Tagen fängt man langsam an, nach der ominösen Einnistungsblutung zu suchen…“Ist da vielleicht ein leichter brauner Schatten auf dem Toilettenpapier???“
Oder kommt das vielleicht davon, dass man sich mit diesem unpraktischen Plastikapplikator, mit dem das Crinone Progesteron Gel eingeführt werden soll, irgendwo gekratzt hat und es daher ein bisschen blutete?
Aber es könnte natürlich auch eine Einnistungsblutung sein…obwohl es diese im Schnitt wohl nur bei jeder zehnten Frau überhaupt gibt.

Auf jeden Fall kann man ganz sicher sagen, dass einen die Wartezeit total gaga macht…

Da haben es die zukünftigen Väter etwas leichter, natürlich müssen auch sie die Zeit irgendwie rum bekommen, allerdings stecken sie eben einfach nicht in diesem Körper, in dem sich vielleicht gerade ein neues geliebtes Lebewesen entwickelt…

Oder eben nicht…

Im Grund spitzt sich die Situation, wie ein richtig guter Krimi, im Laufe der 14 Tage immer weiter zu…

Je weiter die Zeit fortgeschritten ist, desto eher könnte man natürlich schon etwas fühlen und etwas sehen. Und natürlich stellt sich dann eine der umstrittensten Fragen überhaupt…

Schwangerschaftstest vor dem Bluttest, ja oder nein??

Wenn ja, schließt sich gleich die nächste Frage an…WANN??

Hierbei gibt es eine ganze Wissenschaft, wann eine Schwangerschaft im Urin denn überhaupt nachweisbar wäre.

Einflussfaktoren sind

- wann sich der Embryo eingenistet hat,
- ob sich vielleicht auch zwei Embryonen eingenistet haben (dann würde beide HCG produzieren und der Spiegel in Blut und Urin wäre möglicherweise schon früher höher)
- hat man möglicherweise HCG zur Unterstützung der Einnistung gespritzt? und ist das HCG jetzt schon abgebaut…oder nicht?
- welche Art von Schwangerschaftstest man nimmt
usw…

Ein paar Fakten zu diesen Themen.

Normalerweise nisten sich Embryonen zwischen dem 5. und 6. Tag nach der Befruchtung der Eizelle ein. Hat man also einen Blastozystentransfer an Tag 5, dann kann man davon ausgehen, dass sich die Eizelle spätestens 48 Stunden nach Transfer einnistet.

Bei Zwillingen kann es wirklich zu deutlich höheren HCG Konzentrationen im Blut und Urin kommen, dass muss aber nicht so sein. Es gibt durchaus Verläufe mit niedrigem HCG-Wert und trotzdem einer intakten Zwillingsschwangerschaft.
Allerdings ist es schon so, dass wenn bereits sehr früh, z.B. an PU+9 schon leicht positiv getestet wurde, dass es sich dann um eine Zwillingsschwangerschaft handelt.

Hat man zu Unterstützung der Einnistung eine Dosis HCG gespritzt bekommen, kann man die wahrscheinliche Konzentration im Blut mit Hilfe eines HCG-Abbau-Rechners ausrechnen. Allerdings weiss man dann trotzdem nicht, ob man das verbliebene HCG auf einem Schwangerschaftstest (SST) als zweiten Strich sehen würde.
Weiss man schon vorher, dass man gerne relativ früh testen möchte, macht es Sinn eine Testreihe zu machen. Dann kann man sehen, wann das HCG abgebaut ist und normalerweise erkennt man auch relativ gut, wenn der ersehnte zweite Stich, durch das HCG des Embryos, wieder stärker wird.

Und welchen Schwangerschaftstest nimmt man?

Es gibt normalerweise 3 unterschiedliche Arten Schwangerschaftstests:

50 mIU/ml HCG
zeigen wirklich erst nach dem Ausbleiben der Regel etwas an. Dieser Test macht also zum Testen im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung wenig Sinn.

25 mIU/ml HCG
Dies ist der ganz normale Schwangerschaftstest, den man in der Drogerie kaufen kann.
Auch der Clearblue mit Wochenbestimmung ist so ein 25er Test und er sollte 4 Tage vor Ausbleiben der Regel, bereits eine Schwangerschaft anzeigen.

10 mIU/ml HCG
Dies sind die extrem sensiblen Schwangerschaftstest, die teilweise schon an PU+8/9 einen leichten zweiten Strich zeigen können.
Allerdings muss einem klar sein, dass sehr viele Schwangerschaften in diesem sehr frühen Entwicklungsstadium „stehen bleiben“ …sich also nicht weiter entwickeln.
Trotzdem ist es mit diesen Schwangerschaftstests möglich schon eine kurze Einnistung o.Ä. zu erkennen.
Weiterer Vorteil dieser Frühtests ist, dass es sie sehr günstig schon für wenige Euro im 20er Pack zu kaufen gibt (Angebote gibt es bei Amazon oder bei Onlineshops, die sich darauf spezialisiert haben). Hat man nicht wenigstens einen leichten zweiten Strich auf z.B. einem One Step Frühtest, kann man sich den teuren Clearblue mit Wochenbestimmung eigentlich sparen. (Auch wenn es Stimmen gibt, die mit einem Frühtest negativ getestet haben und der Clearblue war dann doch positiv…mir ist das bisher allerdings noch nicht passiert.)

Soviel der kleine Ausflug in die Welt der Schwangerschaftstests.

Kurz vor Ende der 14 Tage, war ich schon fast davon überzeugt, dass ich einfach schwanger sein MUSS. Denn ich hatte wirklich jede Kleinigkeit, die auf eine Schwangerschaft hindeuten könnte…mir war schlecht, es ziepte überall im Bauchraum, ich hatte das Gefühl meine Brustwarzen würden dunkler werden…etc pp.

Die Schwangerschaftstests blieben allerdings weiß wie die Wand…

Der Bluttest bestätigte dann auch nur noch, was ich eigentlich schon wusste:

Mein Körper hatte mir einfach ein fulminantes Schwangerschaftstheater vorgespielt. Da sieht man einfach, dass der Placeboeffekt auch in Situationen funktioniert, wo man ihn wirklich nicht gebrauchen kann.
Denkt der Kopf: „Ich bin schwanger“ scheint der Körper das ganze Repertoire abzuspielen.

Aber der Bluttest bringt in letzter Konsequenz immer die Wahrheit ans Licht.

Und der Wert war nun mal ein HCG Wert von 0.

Damit war unser erster ICSI Frischversuch abgeschrieben. Auf Grund der Testerei im voraus kam dieses Ergebnis ja nicht überraschend und der einzige Gedanke, den ich dann hatte war:

Wann machen wir die Kryo?

Damit geht’s dann in der nächsten Woche weiter.

Ich wünsche euch eine schöne Zeit und ich konnte euch mit diesem Blogartikel hoffentlich ein paar interessante Infos geben.

Alles Liebe,

Katharina

About the Author Katharina Jozefak

Diplompädagogin und

Kinderwunsch-Expertin 

Über meinen Weg zum Wunschkind habe ich 2019 das Buch "Der Weg zum Wunder - Wissen, das ich gerne früher gehabt hätte" veröffentlicht.

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