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Kinderwunschklinik – 5 aussagekräftige Fragen fürs Erstgespräch

Hat man sich einmal für den Start in die Kinderwunschbehandlung entschieden, dann ist dies die erste große Frage, die man sich stellt: „Wie finde ich die richtige Klinik und den richtigen Arzt?“ 

Diese beiden Aspekte sind sehr wichtig, denn die Art und Weise wie Kliniken und Ärzte behandeln, unterscheidet sich oft erheblich. 

Natürlich gibt es bestimmte Standards in Bezug auf den Ablauf einer IVF oder ICSI-Behandlung, trotzdem spielt es eine große Rolle, welches Mindset eine Klinik z.B. in Bezug auf Diagnostik und Beratung hat. 

Hier kannst Du dir die Podcastfolge anhören:

Dies ist das YouTube-Video zu dieser Episode: 

Wie erkenne ich die Schema-F-Klinik?

Es gibt Kliniken, die haben ihr Schema-F-Konzept, wie sie die Behandlung ihrer Patienten angehen. 

Egal was passiert, es gibt im Grunde immer den gleichen Plan. Es wird, wenn überhaupt, nur auf massiven Druck hin weitere Diagnostik gemacht. Mit dem Argument: „Es muss einfach nur der richtige Embryo sein, dann klappt es auch!“. Wird immer wieder die gleiche Strategie (also Stimulation, Diagnostik, Zusatzbehandlung) empfohlen. 

Dies hat für die Klinik einige Vorteile: 

  • Die Beratungstermine sind meistens klar strukturiert und der Arzt weiß ganz genau, worüber er die Patienten aufklären muss. Besonders bei einem ersten Informationsgespräch, wird eigentlich immer der gleiche Gesprächsfaden abgespult. Dies führt einerseits dazu, dass der Arzt auf den Patienten einen sehr kompetenten Eindruck macht und andererseits ist diese Art Beratungsgespräch meistens auch schnell erledigt. Die vielen Informationen führen beim Patienten dazu, dass er gar nicht mehr weiß, welche seiner Fragen nun schon beantwortet wurden und welche nicht. 
  • Die Ärzte müssen sich nicht mit aktuellen Entwicklungen in Wissenschaft und Forschung auseinandersetzen, da diese sowieso erstmal nicht relevant sind. Neuerungen müssen nur dann in das eigene Repertoire aufgenommen werden, wenn auch alle anderen Kinderwunschkliniken ihre Arbeit umstellen (sonst käme es natürlich früher oder später zu einem Wettbewerbsnachteil). 
  • Da die Behandlung standardisiert ist, laufen alle Dinge, die damit zu tun haben, schnell und effizient ab. Hat man alles schon 100mal gemacht, gibt es weder Unsicherheiten, noch muss man etwas Neues lernen. Die Abläufe sind also klar und das gesamte Klinikpersonal weiß was zu tun ist. 

Für das Patientenpaar gibt es dementsprechend Nachteile: 

  • Die Beratung ist hier meistens kurz und knapp. Natürlich kann der Arzt oder die Ärztin alles gut darlegen, denn das hat er oder sie schon hunderte Male so gemacht. Aber über das Normale hinaus gibt es wenig Informationen. Nach so einem Beratungsgespräch denkt man hinterher:  „Das war ein kompetentes Gespräch… aber irgendwie bin ich gar nicht dazu gekommen meine Fragen zu stellen?!?“
  • Über weitere Diagnostik wird so lange wie möglich nicht gesprochen. Verlässt sich der Patient und die Patientin auf den Arzt, wird Diagnostik wahrscheinlich sehr lange keine Rolle spielen. In diesen Kliniken wird dann auch manchmal das Argument gebracht: „Weitere Diagnostik wird von den Krankenkassen erst nach der zweiten fehlgeschlagenen Behandlung (IVF/ICSI) bezahlt.“  Dies ist schlichtweg falsch, denn die Krankenkassen bezahlen die Diagnostik, die der Arzt zur Anamnese (Befunderhebung) für notwendig hält. Im Rahmen seiner Therapiehoheit kann der Arzt entscheiden, welche diagnostischen Ergebnisse er benötigt.
  • Zusatzleistungen der Klinik spielen häufig eine untergeordnete Rolle. Wobei besonders teure Zusatzleistungen wie z.B. die Polkörperdiagnostik sicher eine Ausnahme darstellen und hierüber dann durchaus informiert wird. 

Warum verhalten sich manche Kliniken so?     

Man sollte doch denken, dass die Kliniken ein Interesse daran haben, ihre Zusatzleistungen zu verkaufen. Meine Erfahrung ist, dass zu den zahlreichen Zusatzleistungen eigentlich kaum beraten wird. Denn viele der Zusatzleistungen sind in der Relation zur gesamten Behandlung sehr günstig (im Schnitt liegen die Preise für besondere Kulturmedien oder Ähnliches bei um die 100€ oder sogar darunter). Eine Beratung würde hier einfach mehr kosten (da die Zeit des Arztes kostbar ist), als der Verkauf der Leistung einbringen würde. In manchen Kliniken wird hier ganz genau gerechnet:

Wie sieht die Arbeitszeit eines Arztes bei einem Zyklus IVF oder ICSI aus? 

Beratungsgespräch beim 1. Versuch30 Minuten
beim 2./3. Versuch   15 Minuten
Punktion30 Minuten
Transfer30 Minuten
Dokumentation30 Minuten
  
 Gesamtzeit2 Stunden 15 Minuten 

oder weniger beim 

2. oder 3. Versuch

Wieviel Umsatz generiert der Arzt in diesen 2 Stunden nun für seine Klinik? 

Durchschnittlich liegt der Umsatz (also der Preis für eine IVF/ICSI - ohne Medikamente) zwischen 4000-6000€

Der Wert einer „Arztstunde“ beträgt für die Klinik also zwischen 2000-3000€.

Und nun versteht man auch, warum es eine große Rolle spielt, wenn hier und da 10-20 Minuten Beratungszeit eingespart werden. Wenn der Arzt sich eine Stunde Zeit nehmen wollte, um seinen Patienten alle Zusatzleistungen zu erklären, würde er von Seiten seiner Klinik wahrscheinlich ziemlich schnell Druck bekommen. Ich bin mir sicher, dass man den Ärzten vielfach gar keinen Vorwurf machen kann. Wir leben in einer Welt, in der Vieles leider von einem wirtschaftlichen Standpunkt aus beurteilt wird. 

Dies wird noch dadurch verstärkt, wenn Kliniken nicht mehr eigenständig sind, sondern zu großen Klinikkonzernen gehören. Je größer die Strukturen, je weniger zählt das einzelne Schicksal eines Patientenpaares. Zwischen Jahresabschlussberichten, Statistiken und Aktionärsinteressen kann das eigentliche Ziel, Paaren zu einem Leben als Familie zu verhelfen, schon einmal verschwimmen. 

Nun denkt man vielleicht: 

Aber das muss doch Auswirkungen haben?

Ja, ABER… auch in dieser Klinik werden natürlich viele Paare schwanger. Denn auch mit dem Schema-F-Konzept kann man Paaren zu einem Kind verhelfen. Dies klappt besonders gut bei den Paaren, bei denen auch die Problematik eher im normalen Bereich liegt. 

Hier kann man mit dieser Klinik erfolgreich und zufrieden sein.

Es gibt aber eine Ausnahme: 

Bei einer komplexen Problemlage des einzelnen Paares (und das weiß man leider immer erst hinterher), bringt einen diese Klinik wahrscheinlich nicht weiter. 

Besonders in komplizierten medizinischen Bereichen, wie der Gerinnungsdiagnostik oder der Überprüfung des Immunsystems (Immunologie), wird hier eher nicht weiter geforscht. Dies hat zur Folge, das die Behandlung wie bei mir abläuft und auch nach 5 Fehlgeburten von Seiten der Klinik keine weitere Diagnostik angeboten wird. 

Wie findet man einen „Sherlock Holmes“ der Reproduktionsmedizin?

Der Arzt, den ich mir immer gewünscht habe, ist so etwas wie ein „Sherlock Holmes“ der Reproduktionsmedizin. 

Jemand, der immer nach neuen, hoffnungsvollen Entwicklungen in Wissenschaft und Forschung sucht. Der seine Art zu behandeln regelmäßig hinterfragt und grundsätzlich seine berufliche Mission darin sieht, für seine Patienten die bestmögliche Kinderwunschbehandlung zu finden. Das bezieht für mich auch nicht nur die Entwicklungen im medizinischen Bereich ein, sondern ich würde auch hoffen, dass dieser Idealtyp eines Arztes sich ganzheitlich mit dem Bereich des unerfüllten Kinderwunsches auseinandersetzt. Dieser Arzt sieht sich selbst als Problemlöser, ganz egal welches Problem ein Paar hat, würde er zumindest versuchen eine Lösung zu finden. Natürlich ist mir klar, dass kein Arzt zaubern kann, aber er sollte zumindest den Ehrgeiz haben, alles herauszufinden, was seinen Patienten helfen kann. 

Wie finde ich aber einen Arzt, der dieses Mindset vertritt?

Ich denke es hilft schon, wenn man von Anfang an die richtigen Fragen stellt und sich darüber im Klaren ist, wie kostbar die Zeit des Arztes ist. 

Das möchte ich an dieser Stelle nochmal betonen. Ich möchte hier weder die Kliniken und besonders nicht die Ärzte und Ärztinnen verurteilen. Ich bin mir sicher, es ist sehr schwer im Bereich der Reproduktionsmedizin alle Seiten zufriedenzustellen. 

Aber Arzt und Patient können zukünftig eine bessere Ebene der „Zusammenarbeit“ erreichen, wenn beide Seiten bereit sind ihren Teil dazu beizutragen. 

5 Tipps für den Start in einer Kinderwunschklinik

Daher empfehle ich folgendes Vorgehen, um aus den Beratungsgesprächen in der KiWu-Klinik den maximalen Nutzen, zu ziehen: 

  1. Macht euch vorher schlau

Das KiWu-Paar sollte sich schon vor dem ersten Beratungsgespräch über alle normalen Schritte im Rahmen der Kinderwunschbehandlung schlau machen. Es ist heute ohne Weiteres möglich den Ablauf einer IUI, IVF oder ICSI Behandlung zu recherchieren. Auch die regelmäßig stattfindenden Info-Abende sollte man nutzen um Arzt und Thematik schon einmal kennenzulernen.

  1. Schickt dem Arzt all eure Befunde

Alle bereits vorliegenden Befunde sollten dem Arzt schon mindestens ein paar Tage vor dem Gespräch zur Verfügung gestellt werden. Am besten mit dem klaren Hinweis, dass man dies tut, damit mit der Auswertung der Befunde während des Gesprächstermins keine Zeit verloren geht. Auch wenn es sich vielleicht etwas komisch anfühlt, von diesem Vorgehen haben beide Seiten nur Vorteile. Der Arzt kann sich in Ruhe auf das Gespräch vorbereiten (wer ist schon in der Lage eine Reihe komplexer, diagnostischer Unterlagen aufzunehmen, wenn gleichzeitig 4 Augen eines Patientenpaares gespannt auf einen gerichtet sind). Ihr als Paar könnt euch hoffentlich sicher sein, dass die Zeit des Beratungsgesprächs wirklich für die Beratung genutzt werden kann und der Arzt oder die Ärztin schon über alle Einzelheiten Bescheid weiß. 

  1. Schreibt eure Fragen auf

Ihr solltet euch alle Fragen vor dem Gespräch aufschreiben. Allerdings reicht es nicht, sich die Fragen nur aufzuschreiben. Ihr solltet sie auch so sortieren, dass ihr genau wisst, welches eure wichtigsten Fragen sind, die ihr auf jeden Fall stellen wollt. Macht euch also eine Liste mit allen Fragen, sortiert nach ihrer Wichtigkeit. Diese Liste sollten beide Partner vor sich haben, damit auch beide darauf achten können, dass man die wichtigen Fragen stellt. Denn besonders beim ersten Gespräch ist man häufig sehr aufgeregt und hinterher merkt man, dass man irgendwie von seinen wichtigen Fragen abgekommen ist, oder sich nicht mehr an die genaue Antwort erinnern kann.

4. Macht euch beide Notizen

Beide Partner sollten sich Notizen zu den Antworten machen. So viel Zeit solltet ihr euch nehmen… ich habe häufig Situationen gehabt, wo ich mich gewundert habe, an wie wenig ich mich nach einem Gespräch noch erinnern konnte. Häufig wird direkt nach dem ersten Beratungsgespräch noch ein Ultraschall gemacht und Blut abgenommen und diese Eindrücke führen dazu, dass das Besprochene schon wieder in den Hintergrund getreten ist. 

  1. Nehmt Kontakt mit eurem Arzt auf

Wollt ihr sicherstellen, dass der Arzt sich ebenfalls ideal auf euer Gespräch vorbereiten kann, dann macht es Sinn, in einer E-Mail bereits darzulegen, welche Infos ihr euch von dem Gespräch erhofft. Dies könnt ihr in der gleichen E-Mail tun, in der ihr dem Arzt auch eure Befunde zukommen lasst. Lasst euch hier die E-Mail-Adresse eures behandelnden Arztes geben und schickt alle Infos direkt an euren Arzt. Verlasst ihr euch darauf, dass die Infos (also eure E-Mail und die Befunde) rechtzeitig von den Sprechstundenhilfen weitergeleitet werden, dann habt ihr vielleicht doch das Problem, dass ihr beim Gespräch vor einem Arzt sitzt, der sich erstmal 15 Minuten eure Unterlagen durchlesen muss. In dieser E-Mail könnt ihr dem Arzt auch schon mitteilen, dass ihr euch zum normalen Ablauf der Behandlung bereits erkundigt habt und ihr hier keine weiteren Erklärungen benötigt. Stattdessen könnt ihr ihm eure 3 oder 4 wichtigsten Fragen schicken (hier sollte ihr auf keinen Fall einen riesigen Fragenkatalog senden, sondern nur so viele Fragen, wie der Arzt auch in etwa 20-30 Minuten beantworten kann. Sonst könnte dieses Vorgehen schon vor dem Erstgespräch zu einer angespannten Atmosphäre führen). Weiter könnt ihr in dieser E-Mail auch ruhig schreiben, dass ihr euch darüber bewusst seid, wie kostbar die Zeit eures Arztes ist und ihr diese Zeit eben nicht unnötig verschwenden wollt. Gibt es keine Möglichkeit per E-Mail mit eurem Arzt zu kommunizieren, dann könnt ihr entweder, ganz altmodisch, zum Brief greifen oder ihr versucht euer Glück doch über die Sprechstundenhilfen. 

In manchen Kinderwunschkliniken gibt es vor dem ersten Beratungsgespräch schon eine Standarddiagnostik, um erste Befunde zu erheben. In diesem Fall solltest Du dir diese Ergebnisse aushändigen lassen (z.B. die Blutergebnisse). Dies gibt dir die Möglichkeit die Ergebnisse schon einmal in Augenschein zu nehmen (z.B. AMH-Wert etc.) und auch zu diesen neuen Ergebnissen Fragen zu stellen. 

Und was sind nun konkrete Fragen, die ihr stellen könnt? 

Die erste Frage, die ich euch empfehlen würde, ist sehr einfach, aber ich bin während meiner ganzen Zeit der Kinderwunschbehandlung nie darauf gekommen, sie zu stellen: 

  1. Wie lange haben wir für unser Gespräch Zeit? 

Diese Frage ist so simpel, wie sie wichtig ist. Denn wenn ihr wisst, wie lange ihr Zeit habt, dann könnt ihr diese Zeit auch vollständig nutzen. Häufig ist es so, dass man durch das flotte Vorgehen des Arztes oder der Ärztin so überrumpelt ist, dass man komplett vergisst, dass man noch weitere Fragen stellen wollte. Fragt ihr gleich beim Start in das Gespräch, wieviel Zeit eingeplant ist, kann euch das nicht passieren. 

  1. Wenn der erste Versuch nicht klappt, was würde man beim zweiten Versuch anders machen? 

Diese Frage ist sehr wichtig, denn hier wird besonders deutlich, in welcher Art Klinik ihr gerade ein Gespräch habt. Kommt hier nun der Hinweis, dass man erstmal mindestens 2 IVF/ICSI-Zyklen (inkl. Kryo-Zyklen) beim gleichen Vorgehen bleibt, solltet ihr zumindest nochmal weitere Fragen anhängen. Zum Beispiel kann man hier schon beim Start fragen, wann weitere Diagnostik gemacht werden würde.

  1. Was ist, wenn es trotz guter Embryonen, zu keiner Einnistung kommt? 

  2. Was ist, wenn wir mehrfach schwanger werden und es aber zu biochemischen Schwangerschaften oder Fehlgeburten kommt? 

Heißt es auch auf diese Fragen, dass erstmal alles beim Alten bleibt, würde ich schon hier einen Klinikwechsel empfehlen. Leider habt ihr in Deutschland als gesetzlich versichertes Paar nur 3 ganz oder teilweise bezahlte IVF/ICSI-Versuche. Wenn erst nach dem 2. abgeschlossenen Versuch etwas an der Behandlung verändert werden könnte, habt ihr nur noch einen Versuch übrig. Das ist eine schlechte Ausgangsposition und ihr solltet unbedingt darauf achten, dass eure Klinik bereit ist, ihr Vorgehen schon nach einer erfolglosen Behandlung auf den Prüfstand zu stellen. Das bedeutet nicht, dass Stimulation oder Medikamente unbedingt verändert werden müssen. Aber es sollte auf jeden Fall, basierend auf den Erfahrungen aus dem ersten Versuch, neue Empfehlungen zu Diagnostik, Zusatzleistungen oder auch Stimulation geben. 

  1. Welche Zusatzleistungen empfehlen Sie uns in unserer Situation? 

Es gibt eine ganze Reihe Zusatzleistungen, die in verschiedenen Studien eindeutig zu einer Verbesserung der Erfolgschancen geführt haben. Allerdings wird darüber, wie bereits oben beschrieben, wenig bis gar nicht aufgeklärt. Ich würde empfehlen, schon vor dem ersten Beratungsgespräch eine Liste mit den angebotenen Zusatzleistungen inkl. Preisen einzuholen. Die angebotenen Leistungen unterscheiden sich manchmal deutlich zwischen den Kliniken und die Informationen auf den Internetseiten der Kliniken sind oftmals nicht aktuell oder manchmal auch schwer zu finden. Wenn ihr euch schon vor dem ersten Beratungsgespräch eine Liste geben lasst, könnt ihr euch schon über die angebotenen Sachen informieren und euch auch schon absprechen, welche Leistungen für euch im Hinblick auf die Kosten machbar sind. Leider werden Zusatzleistungen generell nicht von den Krankenkassen übernommen, auch wenn ihr Nutzen durch Studien belegt ist. Also ist man gezwungen abzuwägen, welche Leistungen für die eigene Situation in Relation zu den Kosten, den größten Nutzen haben. Hier kann die Einschätzung des Arztes weiterhelfen, obwohl ich auch hier empfehlen würde, immer auch auf den eigenen Menschenverstand zu hören. Im Abschnitt Zusatzleistungen für IVF und ICSI findet ihr die gängigsten Zusatzleistungen und wie diese in Studien abgeschnitten haben. Die einzelnen Studien findet ihr dann auch im Quellenverzeichnis des Buches, falls ihr euch diese noch genauer anschauen möchtet. 

  1. Gibt es Expertentipps, die Sie uns zum Start oder zur Weiterführung unserer Behandlung geben können? 

  2. Gibt es etwas, dass Sie in Bezug auf Nahrungsergänzungsmittel, Lebensführung oder auch weitere alternative Therapien (wie .z.B. Traditionell Chinesische Medizin oder Naturheilkunde) empfehlen können? 

Dies sind natürlich nur Vorschläge für Fragen, die man dem zukünftigen Arzt stellen könnte (diese Fragen eignen sich auch, wenn es sich nicht um ein Erstgespräch, sondern um einen Klinikwechsel handelt). Sicherlich sollte man für sich überlegen, welche Informationen für einen guten Start in die erste Behandlung oder für einen Klinikwechsel für einen selbst von Bedeutung sind.

Der Fokus sollte auf den Chancen liegen!

Ganz allgemein denke ich, dass der Fokus von Ärzten und Kliniken deutlich mehr auf den Chancen und Möglichkeiten liegen sollte, die heutige Wissenschaft und Forschung hervorbringen. 

Manche Therapien werden nicht angeboten, weil es noch keine 100%ig idealen, doppelblind placebokontrollierten Studien mit einer ausreichenden Anzahl von optimalen Teilnehmern gibt. 

Teilweise werden erfolgsversprechende Optionen nicht bereitgestellt, weil es hierbei Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Juckreiz oder ein bisschen Fieber gibt. Hier frage ich mich dann manchmal, ob den Kliniken oder den Ärzten nicht klar ist, dass ein Paar mit jahrelangem Kinderwunsch und vielen erfolglosen Versuchen ein Kind zu bekommen, ganz andere Probleme hat, als ein bisschen Fieber oder eine juckende Einstichstelle. Die Nebenwirkungen der Hormone und Medikamente, die man ja sowieso schon nimmt, übersteigen die Nebenwirkungen von neuen Therapien (z.B. im Bereich der Immunologie) oftmals deutlich. Also warum wird hier von Seiten der Ärzte oftmals blockiert? Ich weiß es nicht… aber: 

Ich bin mir sicher, dass Ärzte und Kliniken ihren generellen Behandlungsansatz verbessern werden, wenn die Patienten und Patientinnen besser informiert sind und damit auch eher eine bestimmte Behandlung und Vorgehensweise der Ärzte verlangen. Meine Hoffnung ist, dass sich dann auch die Erfolgsraten der Kinderwunschbehandlung verbessern. Heute bekommen gerade einmal 50% der Kinderwunschpaare nach 3 IVF oder ICSI Versuchen ein Kind. Nach 6 Versuchen liegt die Zahl der erfolgreichen Paare dann bei 70-80%. Das zeigt eindrücklich, dass man die eigene Behandlung so optimal wie möglich ausrichten sollte, um die eigene Chance hoffentlich nutzen zu können. 

Von Klinik zu Klinik gibt es unterschiedliche Schwerpunkte

Das ist ein Punkt, der die Klinikwahl heute zusätzlich erschwert, denn wo der Schwerpunkt bei einer bestimmten Klinik liegt, ist oftmals für den Patienten nicht zu erkennen. Allerdings gibt es zumindest Hinweise, auf die man achten kann, wenn man nach einer bestimmten Art Klinik sucht. Werden z.B. viele unterschiedliche Zusatzleistungen für den Bereich Genetik angeboten (ERA-Test, Polkörperdiagnostik, Spermien SDI-Test etc.) dann hat diese Klinik ihren Schwerpunkt wahrscheinlich auf der Diagnostik im Bereich der Genetik. Informiert eine Klinik schon auf ihrer Homepage zu Gerinnungsstörungen und immunologischen Problemen, wird die Klinik diese Bereiche auch unter die Lupe nehmen. Das Problem ist, dass Kliniken mit den Schwerpunkten nicht offen umgehen und der Patient sozusagen „Detektivarbeit“ leisten muss, um herauszufinden, ob die Klinik den richtigen Schwerpunkt hat. Das eine Klinik für alle diagnostischen Ansätze offen ist, ist doch eher selten. Also muss der Patient auch hier Fragen stellen und anschließend selbst wählen. 

To-Do

  1. Über die allgemeine Behandlung (IUI, IVF oder ICSI) schon vor dem Beratungsgespräch informieren. 
  2. Vorbefunde einige Tage vor dem Beratungsgespräch direkt an den Arzt senden. 
  3. Sich eine Liste der Zusatzleistungen (mit Preisen) von der Klinik geben lassen.  
  4. Alle Fragen aufschreiben und nach ihrer Wichtigkeit ordnen. 
  5. Beide Partner haben die Fragen und machen sich Notizen zu den Antworten. 
  6. Optional kann man den Arzt schon über die wichtigsten 3-4 Fragen informieren. 
About the Author Katharina Jozefak

Diplompädagogin und

Kinderwunsch-Expertin 

Über meinen Weg zum Wunschkind habe ich 2019 das Buch "Der Weg zum Wunder - Wissen, das ich gerne früher gehabt hätte" veröffentlicht.

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