Kinderwunschbehandlung Medikamente

Bevor wir richtig in die 4. ICSI starten, geht es noch einmal in den Urlaub. Wir genießen die Sommertage und anders als bei den letzten Behandlungszyklen freue ich mich auf den Neustart. Natürlich ist die Hoffnung groß, dass diesmal alles besser laufen wird und wir mit der neuen Diagnose und der angepassten Therapie endlich Erfolg haben. 

Im Urlaub tritt das Thema dann auch etwas in den Hintergrund und wir können einfach die Zeit zusammen genießen. Für unsere Partnerschaft war die Zeit seit der 3. ICSI sehr wichtig, denn der viele Ärger und die Enttäuschungen in der ersten Klinik haben auch zwischen uns immer mehr zu Spannungen und Konflikten geführt. So war es wichtig eine Pause zu haben, in der sich die Emotionen auf beiden Seiten wieder beruhigen konnten. Wir hatten die Möglichkeit uns ein Stück wiederzufinden, bevor wir die nächste große Herausforderung angehen. 

Hier kannst Du dir die Podcastfolge anhören:

ICSI und Ferien - eine gute Kombination

Glücklicherweise fiel der Start unserer 4. ICSI dann auch noch in die Sommerferien, was für mich ein großes Glück war. Ich wollte nicht schon wieder in der Schule fehlen und da es als Lehrerin nicht möglich ist, die Arbeitszeiten zu verschieben oder sich einen Tag Urlaub zu nehmen, waren die Ferien die beste Chance um einen Behandlungszyklus zu planen. Auch wenn es sicher auch anders möglich gewesen wäre, habe ich mich immer besser gefühlt, wenn ich neben Stimulation, Ultraschallterminen, Punktion und Embryotransfer, nicht auch noch 28 Teenager unterrichten musste. Lehrerin ist zwar ein toller Beruf und ich mochte meine Schüler sehr aber auch wenn man es noch so sehr mag, sind Teenager im Alter zwischen 15 und 17 Jahren eben doch oft ganz schön anstrengend. Für diesen entscheidenden nächsten ICSI-Versuch wollte ich aber möglichst die besten Voraussetzungen haben und Stress ist da auf jeden Fall nicht das Richtige. 

Dass sich zeitlich alles so gut gefügt hat, war aber nicht von uns geplant, sondern es lag eher daran, dass Dr. List noch in den Urlaub fahren würde und wir auf jeden Fall keinen anderen Arzt wollten. So war es uns auch Recht, dass wir ein paar Wochen auf den Start der 4. ICSI warten mussten. Dass sich so eben auch noch Zeit für unsere Urlaubsplanung ergab, war ein weiterer Vorteil. 

Wenn der erste Zyklustag sich nach vorne verschiebt

Am letzten Urlaubstag, noch fern von der Heimat, wurde ich dann von meiner Blutung überrascht, denn sie kam ungefähr 2 Tage früher als gedacht. Eigentlich kann ich die Uhr danach stellen, wann ich die ersten Anzeichen meiner Regel bekomme und so hatte ich gar nicht damit gerechnet, dass sie sich nach vorne verschieben würde.  So flogen wir zurück nach Hause und am nächsten Tag (Zyklustag 2) ging es gleich in die Klinik zum Ultraschall, zur ersten Privigen-Infusion und zum Stimulationsstart. Es ging also irgendwie von 0 auf 100 mit dem Kinderwunsch weiter und vielleicht war das auch gerade gut, denn ich war noch ganz im „Urlaubsfeeling“ und fühlte mich entspannt und ausgeglichen.  

Unterschiede zwischen unseren Kinderwunschkliniken

Beim Start in die Stimulation ist mir dann einmal mehr aufgefallen, dass in der Klinik-Fleetinsel viele Dinge anders laufen als wir es gewohnt waren. 

Betreuung durch die Sprechstundenhilfen

In der ersten Klinik gab es sehr viele Ärzte und sozusagen ein Team an Sprechstundenhilfen, dass für alle Ärzte zuständig war. Für die Blutabnahmen gab es wieder andere Sprechstundenhilfen, die nur für die Blutabnahmen zuständig waren und das war in der Klinik ein „Fulltime-Job“, denn morgens zwischen 7- und 12 Uhr war das Wartezimmer zu jeder Zeit mit Patientinnen und Patienten gefüllt, die auf ihre Blutabnahme warteten. 

In unserer neuen Klinik gab es für jeden Arzt eine Sprechstundenhilfe, die im Kern alle Blutabnahmen und Absprachen mit den Patientinnen für ihren Arzt übernahm. Natürlich gab es in der Klinik mehr als 2 Sprechstundenhilfen, aber man hatte trotzdem meistens eine Ansprechpartnerin und die Blutabnahmen wurden zu 90% von der gleichen Person gemacht. Auch wenn das nur eine Kleinigkeit ist, hat das sehr dazu beigetragen, dass ich mich dort viel wohler gefühlt habe.  

Blutabnahme

Genauso gab es auch noch weitere Dinge, die nicht entscheidend, aber doch angenehm waren. Für die Blutabnahmen wurden z.B. immer ganz dünne Nadeln verwendet, die mit einem kleinen Schlauch mit der eigentlichen Spritze verbunden wurden (sogenannte Butterfly-Kanülen). Es war also kein Problem, wenn das Blut mal etwas langsamer floss, denn die Spritze konnte während der Blutabnahme ruhig bewegt werden.[/vc_column_text][us_image image="2267" align="center"][vc_column_text]Bei der ersten Klinik hatte ich immer einen Horror vor einer der Sprechstundenhilfen, die es einfach nicht hinbekam, die Spritze beim Blutabnehmen stillzuhalten. Da hier immer mit einer einfachen Kanüle gearbeitet wurde, war das Bewegen der Spritze sehr unangenehm und beim Warten hoffte ich jedes Mal, dass der Zufall mir eine Begegnung mit der „zittrigen“ Sprechstundenhilfe erspart, leider hat das häufig nicht geklappt und das Ergebnis konnte ich dann am nächsten Tag mit teilweise bemerkenswerten blauen Flecken am Arm bewundern.[/vc_column_text][us_image image="2268" align="center"][vc_column_text]

Die Medikamente

Um die Medikamente alle im Blick zu behalten, hatte ich einen Kasten in dem die Medikamente aufbewahrt wurden und ich hatte einen Plan, wann ich welche Medikamente nehmen muss, denn zusammen mit den Nahrungsergänzungsmittel und den chinesischen Kräutern kam da doch einiges zusammen.

So sah mein Medikamentenplan für die Stimulation der 4. ICSI aus:

MedikamentGrundZeitpunkt
L-Thyroxin um die Schilddrüse einzustellenmindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück oder 2 Stunden danach, da das Essen sonst negative Auswirkungen auf die Wirksamkeit haben kann
Selenasegegen die Schilddrüsenantikörpervor dem Frühstück
Prednisolon 15mg (Kortison)um das Immunsystem herunterzuregelnnach dem Frühstück
Fragmin P forte (Heparin)zur Blutverdünnungmorgens
Puregon (FSH)Stimulation der Follikelabends
Ab ZT 7

Puregon (FSH) Menogon (FSH und LH)

Stimulation der Follikelabends
OrgalutranUnterdrückung des Eisprungsabends
Chinesische Kräuter

Nahrungsergänzung

Schwangerschaftsvitamin+

Magnesium/Calcium

Vitamin D

Folsäure

optimale Nährstoffversorgung3 mal täglich

Unterstützung durch Akupunktur und Osteopathie

Zusätzlich zu den Medikamenten ging ich in der Zeit der Stimulation zweimal pro Woche zur Akupunktur. Bei diesem Termin bekam ich zusätzlich auch immer noch eine osteopathische Behandlung. Bei jeder Akupunktursitzung stellte ich mir vor, wie die Eizellen sich entwickeln und wie eine dieser Eizellen sich hoffentlich zu unserem kleinen Wunder entwickeln würde. Die Sitzungen waren für mich so eine Art „Zwangspause“, denn mit Nadeln am ganzen Körper, blieb einem sowieso nichts anderes übrig, als sich ein paar gute Gedanken zu machen.

Lange bevor ich in den Kontakt mit der positiven Kraft von Meditationen gekommen bin, hat es sich damit ergeben, dass ich ganz intuitiv zweimal pro Woche eine Art „Zwangsmeditation“ eingelegt habe. Und so hatte ich bei diesem Behandlungszyklus wirklich das Gefühl: „Mehr geht nicht!“

Wenn es diesmal nicht klappt, dann gibt es nur noch wenig, was wir zusätzlich tun könnten. Das gab mir einerseits Hoffnung, dass wir nun auf dem richtigen Weg sein müssten aber ganz weit weg, in einem kleinen versteckten Teil meines Herzens hatte ich auch die Sorge: „Was wenn es wieder nicht klappt? Was dann?“

Think positive!

Diesmal wollte ich nicht auf Sicherheit spielen, ich wollte nicht schon vorher meine Hoffnung und meinen Optimismus beschneiden, damit die Enttäuschung nicht so groß sein würde. Das habe ich bei den ersten 3 Versuchen irgendwie immer im Kopf gehabt und es hat mir nicht geholfen - es hat die Verzweiflung nur noch größer werden lassen. Auch wenn mir klar war, dass es keine Garantie gibt und ein negativ bei diesem Versuch mich tief treffen würde, hieß es bei diesem Versuch „Think positive!“.

Die Follikelpunktion

Bei jedem Ultraschall war ich dann gespannt auf die Ergebnisse. In beiden Eierstöcken entwickelten sich zum Glück mehrere Follikel und am 12.ZT gab es schon Follikel mit einem Durchmesser über 20mm. Mein Körper war also bereit für die Follikelpunktion und die sollte am 14.ZT stattfinden.

So durfte ich am Montag den 10.08.2015 an Zyklustag 12 um 18:30 Uhr den Eisprung mit 5000IE Brevactid auslösen(HCG - Schwangerschaftshormon zur Auslösung des Eisprungs).  Für Mittwoch morgen um 6:00 Uhr war dann die Punktion geplant. Auch wenn man zuerst etwas schluckt, wenn man einen so frühen Termin in der Klinik bekommt. Eigentlich ist es das Beste, was einem passieren kann. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich im OP-Ablauf etwas verzögert ist so früh natürlich noch nicht sehr hoch. Und da ich wegen der Narkose wie immer nüchtern erscheinen musste, war mir der frühe Termin doppelt recht, denn ich bin ganz schlecht darin, lange nichts zu essen. Auch der sonst üppige Hamburger Stadtverkehr kann einem morgens um 6:00 Uhr egal sein, denn wir waren fast alleine auf den Straßen und die Parkuhr mussten wir auch nicht füttern.

So kamen wir zwar etwas müde aber sonst total entspannt in der Klinik an.  Ich durfte gleich weiter in den OP-Bereich gehen und mich umziehen. Mein Mann sollte seine Spermien erst dann abgeben, wenn ich in den OP gebracht werde, da die Eizellen und Spermien dann sozusagen ganz „frisch“ behandelt werden. Auch dies war eine Feinheit, die bei unserer ersten Klinik keine Rolle spielte. Um ehrlich zu sein, ist es mir dort nicht einmal aufgefallen. Aber als uns in der Klinik Fleetinsel der Ablauf erklärt wurde, fand ich dieses Vorgehen sehr logisch denn es macht einfach Sinn, dass die Eizellen und die Spermien so schnell wie möglich zusammen gebracht werden, wenn sie sich ausserhalb des Körpers befinden. Wieder einmal freute ich mich, dass in unserer neuen Klinik eben auch auf solche „Kleinigkeiten“ Wert gelegt wurde.

Die Punktion lief ab wie immer und als ich wieder aus dem OP zurück war, wurde mir auch gleich das Ergebnis gesagt: Es konnten 8 Eizellen punktiert werden. Da beim letzten „Follikel-TV“ 4 Follikel im rechten und 8 Follikel im linken Eierstock zu sehen waren, war ich fast ein bisschen enttäuscht von diesem Ergebnis. Aber ich wusste auch, dass die Qualität der Eizellen für uns viel wichtiger sein würde als die Anzahl. Während ich darauf wartete, dass wir wieder den Weg nach Hause antreten könnten, bekam ich auch noch die nächste Privigen-Infusion und dann hatten wir den ersten großen Schritt geschafft.

Die Befruchtungsrate

Die große Frage war jetzt: Wie hoch würde die Befruchtungsrate sein?

Am nächsten Tag bekam ich dann den erlösenden Anruf: Von den 8 Eizellen waren 7 Eizellen reif und davon ließen sich 6 Eizellen erfolgreich befruchten. Das war ein richtig gutes Ergebnis für uns, denn meistens hatten wir nur eine Befruchtungsrate, die irgendwo um die 50% oder 60% lag.

Der Embryotransfer

Auch für den Embryotransfer empfahl uns Dr. List ein neues Vorgehen. Wir sollten nicht wie sonst darauf hoffen, dass sich eine perfekte Blastozyste an Tag 5 entwickelt. Er war der Meinung, dass es am besten ist, die befruchteten Eizellen möglichst schnell wieder in ihre natürliche Umgebung zurückzubringen. Also war der Embryotransfer schon zwei Tage nach der Punktion geplant. Ich war zwar nach wie vor der Meinung, dass eine Blastozystenkultur Vorteile haben kann, doch dieses Mal wollte ich die Dinge einfach anders machen. Wir hatten immer versucht gute Embryonen an Tag 5 zu bekommen und das hat für uns nie wirklich funktioniert. Auch hier einen anderen Weg zu gehen, fühlte sich also einfach richtig an.

Am Freitag nach der Punktion holten wir also unsere beiden 4-Zeller in der Klinik Fleetinsel ab. Im Transferraum erklärte uns der Biologe, wie unsere beiden entwickelt sind und, dass sie beide richtig gut aussehen. Wir konnten sie uns auch auf einem Monitor ansehen und ich war ganz verliebt in diese beiden winzig kleinen Lebewesen.

Der Transfer war zum Glück ganz unproblematisch und wir bekamen sogar ein Ultraschallbild, auf dem man sehen konnte, wo die beiden Embryonen abgesetzt wurden.[/vc_column_text][us_image image="2269" align="center"][vc_column_text]Wir waren beide glücklich. Zum ersten Mal hatte auch mein Mann ein gutes Gefühl und freute sich über diesen wichtigen  Schritt. Wir bekamen noch ein Foto von den beiden Hoffnungsträgern - auch das zum ersten Mal.[/vc_column_text][us_image image="2270" align="center"][vc_column_text]In der ersten Klinik vertrat man die Meinung, dass es nicht sinnvoll ist, Fotos von den Embryonen auszuhändigen. Die Paare würden sich dadurch schon emotional binden und dann einen gescheiterten Versuch weniger gut vertragen. Obwohl ich irgendwann zu dem Schluss gekommen bin, dass man sich wohl eher nicht die Arbeit machen wollte, für jedes Paar Bilder auszudrucken und diese dann auszuhändigen. Ausserdem wären dann Rückfragen in Bezug auf die Qualität der Embryonen deutlich wahrscheinlicher und auch dieses Thema wollte in der ersten Klinik niemand gerne besprechen.

Die Zeit nach dem Transfer

Nach dem Transfer fuhren wir ganz glücklich nach Hause. Endlich sah einmal alles richtig gut aus. Aber natürlich wusste ich auch, dass der wirklich schwierige und entscheidende Teil des Behandlungszyklus erst jetzt wirklich beginnt. Am Nachmittag nach dem Transfer hatte ich noch einen Termin zu Akupunktur und in der Ruhe, ganz alleine, ohne Ablenkung fühlte ich die neue Verbindung. Ich fühlte mich nicht allein, da waren diese unendlich kleinen Lebewesen, die mich nun hoffentlich für den Rest meines Lebens begleiten würden. Ein unglaublicher Gedanke, aber in diesem Moment war ich so voller „guter Hoffnung“. Ich fühlte die Freude und die Angst. An diesem Tag fing ich an, mit den Beiden zu sprechen:

„Bitte bleibt bei uns, wir lieben euch heute schon so sehr!“

About the Author Katharina Jozefak

Diplompädagogin und

Kinderwunsch-Expertin 

Über meinen Weg zum Wunschkind habe ich 2019 das Buch "Der Weg zum Wunder - Wissen, das ich gerne früher gehabt hätte" veröffentlicht.

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